Die Endo-Exo-Prothese als alternative operative Behandlungsmethode nach Oberschenkelamputationen

Die Endo-Exo-Prothese oder ILP:

Bei der Endo-Exo-Prothese oder ILP-Prothese handelt es sich um eine operative Versorgungsform des Oberschenkelamputierten, bei der ein Prothesenstiel in den Oberschenkelstumpf  eingebracht  wird  und  durch  die  Haut  perkutan  ausgeleitet  wird.   An diesen ausgeleiteten Prothesenstiel kann dann die Exo-Prothese „das eigentliche Kunstbein“ direkt rotations und belastungsstabil verankert werden. Hierdurch werden Relativbewegungen zwischen Prothesenköcher und Stumpf verhindert. Das An- und Abkoppeln geschieht problemlos mittels eines Schnellverschlus. Durch die direkte Verbindung mit dem Oberschenkelknochen über die Endo- Exo-Prothese entwickelt der Patient wieder ein Bodenkontaktgefühl. In Verbindung mit einem  modernen  Kniegelenk  wird  hierdurch  ein   fast   normales   Gangbild   erzielt.   Diese ohne Zweifel riesigen Vorteile werden allerdings erkauft durch das Risiko einer chronischen Infektion im Bereich des Stoma. Wenn es zu einer aufsteigenden Infektion mit Beteiligung des Oberschenkelknochens kommt, droht die Gefahr einer Osteomyelitis und damit die Notwendigkeit eines Prothesenausbaus. Dies kann in einem weiteren Schaden des Oberschenkelstumpfs mit Knochenverlust und ggf Kürzung des Stumpfes resultieren.

Die Endo-Exo-Prothese stellt eine alternative Versorgungsmöglichkeit für nur einen kleinen Teil der oberschenkelamputierten Patienten dar. Patienten mit langen Stümpfen oder einer sogenannten Knieexartikulation sind in der Regel mit einer konventionellen Prothese gut versorgt. Es ist nicht sinnvoll diese Patienten mit einer Endo- Exo-Prothese zu versorgen, da bei diesen Patienten in der Regel nachamputiert werden muss um die passende Kniegelenkshöhe zu erreichen. Das gleiche gilt auch für Oberschenkelamputierte die konventionell gut versorgbar sind.

Erfahrungen in Deutschland bestehen seit 1999. Größere Patientenkollektive wurden auf Grund der obengenannten nicht vollständig kalkulierbaren Risiken nie versorgt, zumal die Kostenübernahme durch die Kassen nich immer einfach ist.

Bedacht werden sollte auch, dass wie bei jeder anderen Endoprothese auch die Langzeitproblematik der Schaftlockerung weiterhin gegeben ist, so dass eventuell eine Wechseloperation langfristig notwendig werden kann, wie bei jedem implantierten Kunstgelenk.

Durchblutungsstörungen der Beine oder auch eine Blutzuckererkrankung, sowie chronische Infekte oder eine Immunschwäche bilden nach meiner Auffassung weiterhin eine Kontraindikation.

Ich selbst beschäftige mich seit Anfang des Jahrtausends mit der Endo-Exo-Prothese und habe meine erste Endo-Exo-Prothese in 2005 implantiert.

Offene Fragen und Therapieoptionen können nur bei einer persönlichen, individuellen Beratung  geklärt werden.

 

Veröffentlichungen zum Thema:

 

"Kann die Endo-Exo-Prothese eine Alternative für den Oberschenkelamputierten darstellen?"
Gemeinsamer Kongress Orthopädie - Unfallchirurgie / DGU - DGOOC - BVO
Berlin 2006
Reitzel T, Thoele P, Wentzensen A, Schulte-Bockholt D (2006)

 

"Klinische Anwendung der Endo-Exo-Prothese"
1. ESKA-Endo-Exo-Workshop, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
Murnau 2007
Schulte-Bockholt D (2007)

 

"The Endo-Exo-Protheses in bilateral transfermoral amputies"
Seventh SICOT/SIROT Annual International Conference
Götheborg 2010
Schulte-Bockholt D, Krämer P, Reitzel, T (2010)

 

"the EndoExo Prothesis in above knee amputees"
Osseointegration Conference 2012 - Sydney, Australia
Schulte-Bockholt D (2012)